Jeder Schritt durch Wien ist ein Schritt durch die Geschichte. Ob Römer, Mittelalter oder Barock, hier ist wirklich alles vertreten und das was nicht mehr ist wie es mal war, daran wird durch Straßennamen erinnert.
Nehmen wir mal die Himmelpfortgasse, die an das Himmelpfortkloster erinnert, das 1783 aufgelassen wurde. Die Nonnen wurden verbannt, Kirche und Konventgebäude versteigert und zu Privathäusern umgebaut. Oder die Drachengasse, die ganz anders als vermuten lässt, nicht auf Fabelwesen sondern auf den namensgebenden Besitzer, Johann Martin Drach, zurückgeht. Er hat einfach sein Haus „Zum goldenen Drachen“ getauft und ein Schild angebracht.
Die Schluckergasse entlockt definitiv ein Schmunzeln. Dabei verbirgt sich dahinter nicht etwa eine trinkfeste, sondern eine uns aus geläufiger Redewendung bekannte Person. Denn einst entstand ein Tiergarten der mit einer Mauer eingefriedet werden sollte. Der Erbauer dieser Mauer war Herr Philipp Schlucker. Bei der Ausschreibung verkalkulierte er sich und unterbot seine Konkurrenz mit über 10 Gulden pro Klafter (Klafter = 1,9m). Dieser Legende nach soll sich die Redewendung „der arme Schlucker“ etabliert haben. Aber keine Sorge, Herr Schlucker ist in Wahrheit nicht pleite gegangen. Er bekam ein großzügiges Dankeschön vom Kaiser Josef II.
Auch die Schlägergasse ist nicht Hooligans sondern einer Person gewidmet; nämlich der Kammersängerin Antonie Schläger, die mit ihrer außergewöhnlichen Sopranstimme es bis an die Hofoper schaffte.
Bei den Namen Männertreugasse und Adonisweg habe ich auf schmuddelige Hintergründe gehofft. Ich wurde wirklich enttäuscht. Man mag es nämlich kaum glauben, aber für die Erläuterung der Namensgebung müssen wir tatsächlich in die Botanik ausweichen. Ganz unspektakulär wurde die Männertreugasse nach einer Edeldistel (Eryngium bzw. Mannstreu) und der Adonisweg nach einem Hahnenfußgewächs benannt.
Die Hirnbrecherstiege hat ihren Namen aller Wahrscheinlichkeit nach ihrer Beschaffenheit zu verdanken. Dunkel, schmal und steil hat sie sicherlich einige schon zu Fall gebracht.
Mein Favorit bleibt die Blutgasse. Da man die Namensgebung der Blutgasse nicht sicherstellen kann, ranken sich um diese Bezeichnung tolle Legenden. Einer zufolge sollen hier einst Tempelritter erschlagen worden sein, dessen Blut die Straße rot färbte. Eine andere erklärt die Gasse mit Fleischhauern (= Metzgern) die dort das Vieh schlachteten.

Wien hat noch so viel mehr Straßennamen die Aufmerksamkeit verdienen, also haltet Eure Augen offen und überseht die Bierbaumgasse, den Jungfernsteg oder die Fickertgasse nicht.
Bussi Baba Eure Emilia
